Spielplatzhölle
- Susanne
- 6. Sept. 2018
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Sept. 2018
Große Spielplätze sind für viele Kinder das Größte, für mich als Mutter eher nicht.

Für mich sind Spielplatzbesuche in den meisten Fällen einfach nur Stress. Kinder sind wild und Spielplätze bieten eine großartige Möglichkeit für sie, sich richtig auszutoben und vor allem auszuprobieren. Irgendwie (zum Glück?) sind alle meine Kinder aber eher von der vorsichtigen Sorte. Vielleicht hängt auch das schon mit der überdurchschnittlichen Intelligenz zusammen? Sie überblicken irgendwie die möglichen Risiken, die die Spielgeräte mit sich bringen. Aber sie wollen es trotzdem den anderen Kindern gleichtun und Gas geben. Dann stehen sie sich oft selbst im Weg. Und ich muss das ausbaden ;-).
Als sie zum Beispiel noch kleiner waren, benötigten sie sehr lange, zum Teil (mein Jüngster) sehr sehr lange, bis es mal eine Rutsche hinunter ging. Da fing der Stress bei mir schon an. „Mama, ich hab Angst“ hieß soviel wie „Mama, komm Händchen halten.“ Das machte ich dann ja auch gerne. Und dachte, so jetzt helfe ich meinem Sohn in die Selbständigkeit und halte ihn 2-3 mal fest und dann kann er es allein. Aber so einfach ist es eben nicht. Kind sitzt oben und heult, Mama steht unten und ermutigt. „Wir rutschen zusammen (neeeeeiiiiinnn), ich fange Dich auf, das ist nicht so steil, kein Problem, du schaffst das!“ Die anderen Kinder fangen an zu meckern und zu drängeln. Schließlich Kapitulation, raufklettern, Sohn runtertragen, meist unter Protest, weil so sollte es ja auch nicht sein. Das gleiche Spiel wiederholte sich dann mit Rutschstangen, Schaukeln etc. je nach Kind in unterschiedlichen Ausprägungen.
Mama, gibst Du mir Anschwung?
Und überhaupt, da sind wir gleich beim nächsten Thema: Schaukeln. Einer der schönsten „Spielplatz“- (in dem Fall Garten-)Momente war, als der Jüngste anfing, selber zu schaukeln. Was war ich froh. Jahrelanges „Mama, ich will schaukeln, gibst du mir Anschwung?“ Wie lange kann frau Spaß haben am Anschwung geben? Auf jeden Fall für die Kinder nicht lang genug und richtig macht man es auch nie („mehr Mama, neeeeiiiin, nicht so viel,nein schiiiiieeeeef“).

Die nächste Stressstufe entstand, als sie größer und selbständiger und (zum Glück?) mutiger wurden. Meistens waren sie ja mit der Tagesmutter auf dem Spielplatz, so bekam ich die Entwicklung ihrer „turnerischen Qualitäten“ meistens gar nicht mit. (Ich werde meiner Tagesmutter auf ewig dankbar sein, dass sie die Spielplatz-Ausbildung übernommen hat ;-)). Und dann heißt es auf einmal: „Mama, komm mit auf den Spielplatz, ich muss Dir was zeigen.“ Und das ist dann gar nichts für meine Nerven. Da stürzen sich dann meine kleinen Zwockel auf einmal meterhohe Rutschstangen runter oder klettern auf 3m hohe Klettergerüste. Irgendwo hab ich mal gelesen, alle Stürze aus Höhen bis zu 1,50 m sind kein Problem. Also sind 3 m auf jeden Fall ein Problem, oder? Meinen Jungs beim wilden Spiel auf dem Spielplatz zuzuschauen bedeutet für mich wirklich große Anstrengung. Einerseits freue ich mich ja über jeden Fortschritt, über jede mutige Aktion. Aber innerlich zucke ich ständig zusammen, versuche mir aber nichts anmerken zu lassen. Ein Zwiespalt der Gefühle.
Irgendwo ist immer ein weinendes Kind
Und dann sind da noch die anderen Kinder. Die tun sich weh und weinen, tun anderen weh, die dann weinen, schaffen es ebenfalls nicht die Rutsche runter und weinen. Auf jeden Fall gibt es immer irgendwo ein weinendes Kind. Weinende Kinder kann ich grundsätzlich nicht gut aushalten, egal ob es meine oder andere Kinder sind. Ich will trösten und helfen und gerate sofort in Stress.
Wenn dann die Eltern kommen, muss ich auch immer noch genau beobachten, wie sie jetzt reagieren, ob dem Kind geholfen wird und das solange, bis es wieder gut ist. Ich kann einfach nicht anders.
Wenn die anderen Kinder nicht weinen, gibt es trotzdem oft Stress. Dann wollen sie genau da hin, wo gerade meine Jungs spielen oder meine Jungs wollen genau das haben, womit die anderen gerade spielen (ich vergesse ja grundsätzlich, irgendwas mitzunehmen, wir gehen ja schließlich auf einen Spielplatz!). Dann will man sie dazu bringen, die Dinge selbst zu regeln. Aber da machen dann die anderen nicht mit. Irgendwas ist immer. Und fast immer endet es in Geschrei (ja, ich weiß, ich übertreibe maßlos. Es gibt auch diese vielen Momente, in denen die Kinder sich einfach kennenlernen und nach kurzer Zeit beste Freunde sind. Aber dann gibt es Stress beim Abschied "Ich will mit der noch spielen, kann ich da übernachten?" ... "Äh, ja, das klären wir dann mal." "Nein, jeeeeetzt!")...

Sowieso gibt es zum Schluss eines Spielplatzbesuches immer Stress bei der Ansage: Jungs, wir müssen bald los. „Neeeeiiin“ (weinende Kinder)....
Nun, ich habe keine Ahnung, was davon mit der Hochbegabung zusammen hängt. Ich weiß aber, dass meine Gefühle, die mich hier oft unentwegt beuteln, mit der mit Hochbegabung oft verbundenen Hochsensibilität zusammenhängen. Ich sehe immer andere Mütter, die entspannt an der Seite sitzen, Käffchen trinken, lesen oder plauschen. Ich tue nur so, als könnte ich das auch.
Ein Spielplatz ist aber meistens eine Ausnahme: unser Dorfspielplatz. Der gehört zu einem Kindergarten und (seltsamer Weise) ist der nachmittags fast immer menschenleer (sagt auch viel über die Gesellschaft aus, darüber denke ich dann gern nach...). Hier kennen meine Boys schon alle Geräte, ich weiß, was sie können und habe keine Ängste auszustehen. Schaukeln können sie inzwischen allein, selbst auf der Netzschaukel. Und wenn dann noch die Sonne scheint, genieße ich diese Momente auf dem Spielplatz von Herzen.
Wie geht es Euch auf Spielplätzen? Gehört ihr zur entspannten Plauschfraktion oder habt ihr ähnliche Gefühlszustände?
Lies hier weiter: Warum eines Tages ICH in der Notaufnahme landete.
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