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Ich mach mir halt Sorgen!

  • Autorenbild: Susanne
    Susanne
  • 20. Sept. 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Sept. 2018

Warum mein Tag voller Ängste ist

Mutter mit Kind
Sorgen und Ängste begleiten mich jeden Tag

"Ich mach mir halt Sorgen". Dieser Satz ist so einfach gesagt und bedeutet so viel. Sorgen um meine Kinder, meine Familie sind in meinem Leben immer da.


Ganz genau erinnere ich mich an den Moment, als alles begann. Damals zeigte ich meinem Mann das erste Ultraschallbild unserer Tochter. Da war dieser winzige weiße Punkt in der schwarzen Blase und die Vorstellung, dass das unser Baby werden sollte war irgendwie noch sehr irreal. Mein Mann sagte halb gerührt und halb wirklich in Sorge: „Ach herrje, was haben wir nur gemacht“. Im Nachhinein kann ich sagen, in diesem Augenblick begannen die Sorgen und seitdem sind sie ein ständiger Begleiter.


Von meiner Frauenärztin hatte ich ein riesiges Paket mit Informationsmaterial bekommen. Und schon ging es los: auf der Makroebene informierte ich mich über Fragen wie „Was darf ich noch essen?“ und „Wie schwer darf ich noch tragen?“. Auf der Detailebene waren die Gedanken dann immer da: „Ist das Fleisch auch wirklich durch?“ und „Ist die Kiste Wasser noch ok, was wiegt die wohl?“

Ich las viele Bücher und besprach mich mit ebenfalls schwangeren Freundinnen. Eine ging so weit, dass sie jegliche potentiell allergischen Nahrungsmittel wie Fisch, Tomaten, Nüsse etc. aus ihrer Ernährung strich. Das kam mir verrückt vor, aber ein Mini-Zweifel blieb immer, bei jeder Tomate, die ich aß (später hatte sie mit ihren Töchtern extreme Ernährungsprobleme, meine Kinder sind bisher alle von Allergien verschont geblieben).

Tomaten
Darf man Tomaten in der Schwangerschaft essen?

Um das klarzustellen, ich bin nicht die übervorsichtige, hysterische Mutter, die das ganze Haus mit Gummimatten auslegt und 3x täglich mit Sagrotan schrubbt. Das kommt zum einen durch meine Vernunft, die mir sagt, dass zu viel Vorsorge nicht gut sein kann, dass Kinder sich auch mal weh tun müssen und sowieso „Dreck den Magen reinigt“. Und außerdem gibt es meinen unheimlich entspannten Mann, der mich immer wieder erdet.


Die Gedankenspirale ist immer da

Trotzdem, die Gedankenspiralen in meinem Kopf sind immer da. Sind die Kinder richtig angezogen? Haben sie genug gegessen? Was bedeuten die Bauchschmerzen (Blinddarmdurchbruch oder nur quersitzender Pups?) Warum ist sie jetzt schon wieder so übellaunig? Und warum kommt mein Mann zu spät? (Das geht dann an schlimmen Tagen von "Es ist doch nichts passiert?" bis "Wie soll ich das ohne ihn schaffen?" und manchmal in Sekundenbruchteilen zu "Welches Lied spielen wir bei der Trauerfeier?" Dann ermahne ich mich innerlich und rufe: "Stop, der kommt gleich... bestimmt Stau". Oder ich ruf ihn kurz unter einem Vorwand an ;-).)


Und an manchen Tagen schaffen sie mich komplett und ich bin am Ende des Tages maßlos überreizt und fix und fertig. Vorgestern war so ein Tag: Mein Mittlerer ist in die Schule gekommen. Seitdem ich von meiner Hochbegabung und der vermuteten bei meinen Kindern weiß, habe ich ja nun sehr viel darüber gelesen, wie groß die Schwierigkeiten Hochbegabter mit dem in Deutschland üblichen Schulsystem sein können. Trotzdem versuche ich das Kind so entspannt in die Schule zu schicken, wie ich auch meine Tochter damals, ohne das ganze Vorwissen, in die Schule geschickt habe. Aber es ist nun einmal anders und ich bin viel besorgter als bei ihr. Ganz schlimm wurde es nach dem ersten Elternabend, als mir die Dimension der veränderten Gesellschaft in den letzten 7 Jahren klar geworden ist. Meine Befürchtung: Mein Sohn wird sich wie ein Alien fühlen. Am Einschulungstag hatte ich zum Teil das Gefühl, ich würde meinen Sohn nicht in eine spannende und für ihn bereichernde Zukunft schicken, sondern zur Schlachtbank. Diese Sorge war die ganze Zeit da.

Warum bin ich eine so schlechte Mutter?

Mein Jüngster klagte zudem über Beinschmerzen und fing auf einmal an zu humpeln und zu jammern. Hier erscheinen in meinem Kopf dann wieder große Fragezeichen: Braucht er nur Aufmerksamkeit? Warum ausgerechnet heute? Wie kriege ich ihn aus dem Jammertal, damit wir einen schönen Tag haben können? Was, wenn es doch was Ernstes ist? Ehrlich gesagt, bin ich in solchen Situationen oft so überfordert, dass ich anfange zu schimpfen. Und dann kommen natürlich die Sorgen, ob das dem Kind jetzt schadet, ob ich nicht besser mehr Einfühlungsvermögen zeigen sollte, warum ich überhaupt so eine schlechte Mutter bin. Zusätzlich das Gewusel bei der Einschulungsfeier, eine launische Teenagerin, die mit mir sehr böse war, weil ich einen Termin für den Nachmittag für sie ausgemacht habe (für den sonst nichts weiter geplant war!). Ich blickte nicht mehr durch, die negativen Stimmungen prasselten auf mich ein und ich fühlte mich hilflos. Kein schönes Gefühl. Ich hätte nur noch heulen können.




Gegen Abend hatte es sich letztendlich alles wieder gefunden. Noch geht mein Sohn motiviert zur Schule. Und ich habe einen sehr guten Eindruck von der Lehrerin, mit der man bestimmt gut sprechen kann, wenn sich das ändern sollte.


Warum ich das alles so beschreibe? Ich denke inzwischen, dass das eine der Auswirkungen der Hochbegabung ist. Dieses „jede Kleinigkeit bis zum Ende weiterdenken“. Das „alles perfekt machen wollen“ (was ist das überhaupt, perfekt?). Das „alle sollen immer glücklich und froh sein“. Die Konsequenzen in alle Richtungen bedenken, alle Aspekte begreifen wollen. Und die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen und eine klare Haltung zu bestimmten Fragestellungen zu haben. Das ist für mich einfach schwierig, weil fast alles positive und gleichzeitig negative Seiten hat.


"Mama, mach Dir doch nicht so viele Sorgen!"

Häufiger gibt es dieses Gespräch bei uns: Ich sage zu meiner Tochter: „Hast du an eine Jacke gedacht? (oder vergleichbare, letztendlich unwichtige Fragen..)" und sie erwidert empört: „Mama!!" (und meint, halt dich da raus....). Dann sage ich: „Ich mach mir halt Sorgen“. Und sie sagt liebevoll: „Mama, mach dir doch nicht immer so viele Sorgen!“. Dann muss ich lachen, irgendwie. Und antworte dennoch: „Das, meine liebe süße Tochter, ist mein Job als Mutter“.


Früher habe ich manchmal diese Mütter beneidet, die einfach machen, irgendwie reagieren. Das tue ich inzwischen nicht mehr. Ich bin froh, dass ich soviel über alles nachdenke und bei den kleinsten „Auffälligkeiten“ genau hinschaue oder -höre. Ich arbeite daran, noch mehr meiner Intuition zu vertrauen, denn die hat mir schon oft sehr geholfen, wenn ich sie zugelassen habe. Und ohne das alles, hätte ich nie von meiner Hochbegabung erfahren ... und hier schließt sich der Kreis.


Wer kennt die Gedankensorgenspirale auch von sich? Wie geht ihr damit um?




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In diesem Blog berichtet eine spät entdeckte hochbegabte Mutter über ihre Erfahrungen mit dem Mutterdasein, der Hochbegabung und dem Alltag mit den Kindern. Er soll Inspiration für Mütter hochbegabter Kinder sein, sich auch mit der eigenen Hochbegabung und den damit verbundenen Herausforderungen für das Muttersein auseinander zu setzen. 

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