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Hochbegabt? Ich? NIEMALS!

  • Autorenbild: Susanne
    Susanne
  • 27. Sept. 2018
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Sept. 2018

Und warum mich eine Merkmalsliste ins Grübeln brachte

Merkmale von Hochbegabung
Die Merkmalsliste machte mich stutzig

Zum Thema Hochbegabung bin ich über meine Tochter gekommen. Sie war (mir :-)) in der Schule durch starke Leistungsschwankungen aufgefallen und ich hatte nach "Lernmotivation" gegoogelt. Irgendwie begegnete mir das Thema Hochbegabung und ich begann, mich einzulesen. Ich erkannte meine Tochter in vielen Merkmalen wieder. Das war der Anfang.


Damals war mir vollkommen klar, wenn es so sein sollte, dann kommt das von meinem Mann. Der hat bestimmt einen hohen IQ. Und auf gar keinen Fall von mir. Im Übrigen erklärten sich auf einmal auch einige Wesenszüge meines Mannes besser. Dass er ganz besonders klug ist, das merkt jeder, der ihn kennenlernt, sehr schnell. Er ist übrigens immer noch ungetestet.


Irgendwann stieß ich bei meinen Recherchen zum Thema auf eine Merkmalsliste für hochbegabte Erwachsene. Weil ich sehen wollte, was davon auf meinen Mann zutrifft, las ich sie voller Neugierde. Und war danach leicht verwirrt.


Denn auf einmal erkannte ich mich darin wieder. Und konnte fast alle der Fragen für mich beantworten. Im folgenden findet ihr die Fragen dieser Merkmalsliste (von logios, hier der Link zum Original) und meine Antworten und Gedankengänge dazu.


Geht es doch auch einmal durch. Vielleicht erkennt Ihr Euch ja auch?


Hier die Fragen zu den Merkmalen und meine Antworten:


Sie fühlen sich anders als andere?

Ich fühlte mich immer anders als die meisten. Ich gehörte schon in meiner Jugend nie wirklich zu einer Clique dazu. Ich war oft mit vielen Leuten zusammen, feierte wilde Partys, war sozial total gut integriert. Aber etwas in mir sagte immer, dass es nicht passt. Dass ich nur geduldet bin. Und immer endete es nach einiger Zeit, verlief irgendwie im Sand oder es gab große Dramen. Ich hatte in meiner Jugend genau zwei wirklich enge Freundinnen, mit beiden habe ich noch engen Kontakt und beide haben jetzt hochbegabte Kinder ;-).


Sie verstehen manchmal nicht, dass andere Menschen Sie nicht verstehen?

In Diskussionen komme ich mir oft regelrecht doof vor. Meistens kommen mir die Ideen, während ich rede. Dementsprechend sind sie oft noch nicht ganz ausgereift. Wird so eine Idee von anderen als falsch oder irrelevant abgetan, kann ich dem nichts entgegenhalten, obwohl ich sicher bin, bereits den Kern der Sache verstanden zu haben. Außerdem verstehe ich fast immer auch die Gegenseite. Versuche ich klar zu machen, dass es diese UND jene Meinung geben kann (zum Klimaschutz, zu gesunder Ernährung, zur Kindererziehung oder oder oder), dann schlägt mir Unverständnis entgegen. Das passiert mir wirklich oft.


Sie haben das Gefühl, im Leben nicht das erreicht zu haben, was Sie sich vorgestellt haben?

Ich suche seit dem Abitur nach meiner Berufung. Ständig interessiere ich mich für etwas anderes (Psychologie, Internet, Marketing, Coaching, Autor sein, Teambildung oder seit neuestem Kinesiologie). Und immer ist da dieses Gefühl, ich kann doch viel mehr. Ich kann selber viel mehr Geld verdienen. Aber dann sind da die Kinder, mein erfolgreicher Mann... und ich suche weiter.


Sie fühlen sich unterfordert oder gar überfordert in einigen Bereichen?

Tatsächlich sagte die Psychologin nach meinem Begabungstest, der einen IQ von über 130 aufgezeigt hatte, dass sie vermutet, dass ich mein Gehirn noch nie an seine Leistungsgrenzen gebracht hätte. Und ja, ich fürchte sie hat recht. Vielleicht damals, als ich die Statistikklausuren im Grundstudium Psychologie geschrieben habe, da war ich wohl nah dran. ;-). Und bei meinen ersten Seminaren, die ich als Trainerin gegeben habe, als ich immer aufmerksam sein musste, die Stimmung im Raum wahrnehmen und im Griff behalten musste. Das war wirklich herausfordernd. Überfordert? Fühle ich mich ständig, wenn drei Kinder gleichzeitig etwas von mir wollen ;-).


Sie gehörten in der Schule zu den Besten und waren trotzdem nicht mit sich zufrieden?

Eine meiner schlimmsten Erfahrungen in der Schule war die Ausgabe der Abiturzeugnisse. Ich hatte um einen (!) Punkt die 1 vor dem Komma verpasst. Ich brach weinend zusammen. Niemand, wirklich niemand verstand mich und niemand konnte mich trösten. Ganz ehrlich, für den Aufwand, den ich getrieben habe, ist ein 2,0-Schnitt wirklich super. Aber es tut mir heute noch weh... Bescheuert, ich weiß!!!


Sie waren in der Schule nur Mittelmaß oder ausnehmend schlecht?

Ich war ansonsten immer nur Mittelmaß. Dafür musste ich nie viel lernen. Das meiste interessierte mich einfach nicht. Wenn der Lehrer noch doof war, dann sowieso nicht. Niemand hat mich je auf eine überdurchschnittliche Begabung angesprochen. Mathe, Physik und Chemie waren wirklich nur schwer zu ertragen und ich war immer der festen Meinung, das kann ich nicht. Im der Begabungsdiagnostik stellte sich jetzt heraus, dass im wahrnehmungsgebundenen logischen Denken meine eigentliche Stärke liegt, hier hatte ich den höchsten Wert. Und dass auch wegen des Matheteils.


Die Lehrer hatten keine hohe Meinung von Ihnen?

Nun, dass kann man so nicht sagen. Ich bin wahnsinnig gut darin, andere Leute von mir zu begeistern, wenn es notwendig ist - auch Menschen, die mir eigentlich nichts bedeuten. Ich wollte mich immer mit allen gut verstehen, immer beliebt sein. Und das habe ich eigentlich auch immer geschafft.


Sie waren verhaltensauffällig oder vielfach geistig abwesend?

Oh ja, ich gehörte zu denen, die häufiger mal wegen „Schwätzens“ aus dem Unterricht geflogen ist. Ich habe Briefchen geschrieben mit Klassenkameraden, Bücher gelesen, gekritzelt und geträumt. Dem Unterricht konnte ich eigentlich nur selten folgen.


Sie kamen mit dem System Schule oder mit Ihrer Umwelt nicht zurecht?

Nun, wie gesagt, habe ich eine hohe Anpassungsfähigkeit. Niemand hat gemerkt, dass ich nicht zurecht kam. Aber ich habe die Schule, die Inhalte, viele Lehrer und auch viele Mitschüler wirklich vom Grunde meines Herzens verabscheut. Das Fremdbestimmtsein durch dieses System, was damals noch deutlich autoritärer war als heute, war wirklich nur sehr schwer zu ertragen. Ich werde die ungeheure Erleichterung, die mich befiel, als ich begriff, dass es zu Ende war, niemals vergessen. Ich brauchte auch erstmal 2 Jahre, bevor ich mich wieder in eine Institution zum Lernen wagte, damals die Uni Hamburg.


Sie hatten das Gefühl, dass manche Menschen über Ihre Ideen gelacht haben, Sie nicht ernst genommen wurden?

Nein, dass kann man so nicht sagen. Ich glaube, ich bin sehr eloquent und konnte mich, wie gesagt, schon immer sehr gut auf mein Gegenüber einstellen, wahrnehmen, was von mir erwartet wird. Ich habe einfach keine Ideen ausgesprochen, von denen ich nicht sicher war, dass sie gut ankommen.


Sie sind entweder total chaotisch oder aber extrem perfektionistisch?

Hierzu kann ich sagen: Beides. Ich habe eine sehr schlechte Arbeitsorganisation und auch nur einen mittel gut organisierten Alltag. Der muss schon mittelgut organisiert sein, sonst geht man bei drei Kindern, Haus, Job, Mann usw. wirklich sehr schnell unter. Aber es ist schon ziemlich chaotisch (zumindest in meiner Wahrnehmung). Denn andererseits machte mir sehr lange mein Perfektionismus extrem zu schaffen. Ich war eigentlich nie zufrieden mit dem, was ich geschafft hatte. Fehler, die mir passierten, zogen mich total runter. Hier hat sich inzwischen mit zunehmendem Alter und Erfahrung eine gewisse Gelassenheit eingestellt. Manchmal versuche ich auch im Job bewusst die untere Grenze meiner Leistungen zu finden. Also zu sehen, wann sich mal jemand beschwert. Außer bei meinem ebenfalls hochbegabten Chef ist mir das allerdings noch sehr selten passiert ;-).


Sie sind bei Routineaufgaben unkonzentriert oder lustlos?

Ehrlich gesagt, vermeide ich Routineaufgaben so gut es geht. Klar versetzt mich z.B. das morgendliche Brote vorbereiten für die Kinder und das tägliche Geschirrspülmaschine ausräumen nicht gerade in gute Laune. Aber auch hier versuche ich, die Routine rauszunehmen und immer noch etwas an dem Vorgang zu optimieren (Wie schneide ich den Apfel am effektivsten, in welcher Reihenfolge räume ich den Geschirrspüler aus...) oder ich nutze die Zeit zu Gesprächen mit den Kindern oder meinem Mann (oder lass sie gleich mithelfen!). Was ich gar nicht gut kann, ist die Bearbeitung von Datensätzen. Die Weihnachtskarten und -geschenke-Versandaktion in unserer Firma ist alljährlich der totale Horror, ich muss alles 20x (wortwörtlich) kontrollieren, weil ich immer etwas falsch mache. Und noch schlimmer ist das Ausfüllen von Formularen. Da komm ich mir meistens richtig blöd vor....


Sie erwischen sich oft anderen nicht zuzuhören, sondern kümmern sich um Ihre eigenen Gedanken?

Mein Kopf ist immer mit mehreren Gedankensträngen gleichzeitig beschäftigt. Und ja, wenn mein Gegenüber nichts interessantes erzählt, dann schweife ich schnell ab. Mit Glück komme ich dann wieder rein ins Gespräch ohne dass es auffällt, dass ich die Hälfte nicht mitbekommen habe. Oft reicht es auch, mit dem Kopf zu nicken und aha zu sagen. Manchmal wird es auch peinlich... aber das nur bei Leuten, wo es mir dann sowieso egal ist (da mache ich inzwischen Unterschiede).


Sie sind schnell ungeduldig, wenn andere länger brauchen als Sie selbst?

Ich fürchte, ich bin dafür bekannt, dass ich die Sätze anderer Menschen immer beende, wenn sie mal ins Stocken geraten. Schlimm ist es auch, wenn die Kinder etwas ausprobieren und es einfach noch nicht so gut können. Es ist wirklich eine Qual für mich, mich zu zügeln, nicht zu helfen, nicht zu verbessern und es nicht einfach schnell selber zu machen. Aber auch das ist eine Trainingssache und wie gut es in dem Fall funktioniert wird dadurch deutlich, dass meine Kinder alle recht früh sehr selbständig sind.


Sie sind jedoch, wenn es darauf ankommt, in der Lage, wichtige Dinge besser als andere zu erledigen?

Ich erledige für viele Menschen die Dinge, die wichtig sind und es kommt mir nie anstrengend vor. Ich besorge noch schnell was über das Internet, mache einen Termin, organisiere ein Abendessen mit Freunden inkl. Babysitter...Jüngstes Beispiel: Ich bastelte in 2 Wochen eine Website zusammen, für die eine Agentur länger als ein halbes Jahr gebraucht hatte. Ja, wenn es darauf ankommt (und auch manchmal wenn nicht ;-), kann ich Dinge besser als andere erledigen.


Trotzdem haben Sie nicht Ihren Wunschberuf?

Ich habe irgendwie keinen Wunschberuf, ich habe viele. Und auch das ist typisch (Stichwort Scannerpersönlichkeit bzw. High Sensation Seeker, z.B. hier bei Eliane Reichardt beschrieben)


Und hatten überhaupt immer Probleme sich für etwas zu entscheiden, weil vieles sehr interessant für Sie ist? Auf jeden Fall, momentan überlege ich wieder ins Coaching einzusteigen, eine komplette Kinesiologie-Ausbildung zu machen, diesen Blog zu schreiben und zu vermarkten (wie auch immer), selber Kinderbücher zu schreiben, einen Verlag zu gründen und Kinderbücher schreiben zu lassen. Und und und...

Sie wurden von anderen gemobbt und werden es vielleicht heute noch?

Ich kann mich nur an ein einziges Mobbingerlebnis erinnern. Es war zum Ende der Grundschulzeit und ja, ich hatte wohl meine Klappe etwas zu weit aufgerissen und andere Mitschüler in eine unangenehme Situation gebracht. Unabsichtlich, natürlich. Ich weiß auch nicht mehr, was genau los war. Aber ich fand dann böse Zettel in meinen Schulsachen und wurde öffentlich beschimpft. Das war eine sehr schwierige Situation, zumal meine beste Freundin mit eine der Rädelsführerinnen war. Vielleicht kommt auch von da noch meine vorsichtige Haltung, bloß nirgends anzuecken.


Sie selbst sind hochsensibel und nehmen auch Zwischentöne anderer Menschen deutlich wahr? Vor etwa 5 Jahren stieß ich auf das Thema Hochsensibilität und auch das war ein sehr wichtiger Aha-Moment in meinem Leben. Ja, wenn ich die einschlägigen Tests mache, dann erreiche ich immer Höchstpunktzahlen. Dem Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Hochbegabung bin ich auch in einigen Büchern zum Thema begegnet, aber wie gesagt, es dauerte lange, bis ich den Zusammenhang auch für mich akzeptieren konnte.


Sie mögen keine Gruppen? Und Teamsitzungen sind eine Qual?

Das stimmt wirklich. Inzwischen gehe ich nur noch zu Partys, wenn es wirklich sehr unhöflich wäre, nicht zu erscheinen. Oder wenn ich Menschen dort kenne von denen ich weiß, dass ich mich gut mit ihnen unterhalten kann. Ansonsten versuche ich immer lieber, einen Ersatztermin im kleinen Kreis (am liebsten zu zweit) zu arrangieren. Partys mit dem ganzen Smalltalk ermüden mich ungemein. Teamsitzungen machen mich in der Regel aggressiv. In meinem letzten Job, wo ich häufiger solchen ausgesetzt war, hatte ich oft regelrechte Wutanfälle nach diesen Sitzungen und machte mich damit nicht gerade beliebt bei den KollegInnen. Manchmal war ich so verzweifelt, dass ich weinen musste, was das Verständnis für mich natürlich auch nicht gerade verbesserte. Also ja, Teamsitzungen sind eine Qual.


Dies waren die Fragen der Merkmalsliste zu Hochbegabung bei Erwachsenen und so habe ich sie damals, bzw. kann ich sie heute beantworten.


Die Liste endet mit folgenden Worten: Wenn Sie mindestens drei Fragen mit Ja beantworten können, dann könnten Sie zu den wenigen Menschen mit einer besonderen bzw. überdurchschnittlichen Begabung bzw. einer Hochbegabung gehören, die aber bislang nicht erkannt oder aber von Ihnen nicht für wichtig erachtet wurde.

Das hat mich dann vollständig verwirrt, den im Prinzip hatte ich fast alle Fragen mit JA beantwortet. Sollte ich tatsächlich hochbegabt sein? Ich? Niemals.


Ich las im Anschluß einige Bücher (meine Favoriten findest du in meinem "Shop") zum Thema unentdeckte Hochbegabung bei Erwachsenen, viele weitere Zusammenstellungen zu Anzeichen und Merkmalen und bevor ich mich dann zu einem Test bei einer Begabungspychologin anmeldete, war ich mir schon irgendwie ziemlich sicher. Trotzdem kam es mir noch verrückt vor, daher benötigte ich das Ergebnis. Erst dann wusste ich, dass ich mich nicht in meiner Wahrnehmung getäuscht hatte. Viele Dinge machen auf einmal Sinn. Das ist nach wie vor eine große Erleichterung, aber auch Herausforderung.


Wenn Ihr die Liste lest, was fällt Euch dann ein? Erkennt Ihr Euch in diesen Fragen wieder? Freue mich über Feedback oder auch weitere Fragen in den Kommentaren.

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In diesem Blog berichtet eine spät entdeckte hochbegabte Mutter über ihre Erfahrungen mit dem Mutterdasein, der Hochbegabung und dem Alltag mit den Kindern. Er soll Inspiration für Mütter hochbegabter Kinder sein, sich auch mit der eigenen Hochbegabung und den damit verbundenen Herausforderungen für das Muttersein auseinander zu setzen. 

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